Mit UmSicht Bewahrung von Geschichte: Die Erstellung eines Geschichtsträgerkonzepts als neuer Weg der Renovierung.

Bricht man eine Mauer ab und baut sie wieder auf, ist sie kein Original mehr, sie bleibt schlichtweg eine Replik.

Dieser Gedanke beschäftigte uns, als wir mit der ehrenamtlichen Renovierung der ehemaligen Frohen Aussicht betraut worden sind. Sollten wir die Frohe Aussicht in die Vergangenheit zurückführen? Die vielen baulichen Veränderungen führten dazu, dass Originalsubstanz fast bis keine mehr vorzufinden war und die wenigen Bilder der Frohen Aussicht von Außen und die noch bescheideneren von Innen trugen mit zu dem Entschluss bei, mit dem Umbau neue Wege zu beschreiten. Eine Rückführung wäre – solange das Haus steht – zu jedem Zeitpunkt aber offen. Außerdem, ab wo hört Geschichte und Architektur auf, wo hat sie ihren Ursprung? Sind bauliche Veränderungen vor 90 Jahren anders zu werten als vor 60 Jahren?

Um also das Geschehen der Frohen Aussicht in das Gebäude zu integrieren, entschieden wir uns für den Weg, ein Geschichtsträgerkonzept für dieses Haus zu entwickeln.

Das Ganze sollte jedoch keinen musealen Charakter erhalten, sondern in den Alltag und in die neue Funktion des Hauses integriert werden. Deswegen wurde durch eine besondere Auswahl an Materialien, durch Bedrucken und Bemalen verschiedenster Inneneinrichtungsmöglichkeiten, wie Fliesen, Tapeten, Stoffe, Wände, der Vergangenheit Raum gegeben und symbolisch festgehalten. Anhand gefundener Zeitdokumente und Fotos suchten wir die Motive sorgfältig aus und installierten sie in vier verschiedenen Ebenen. Die Stockwerke dienten dabei der Trennung und der Hervorhebung untereinander. Geschichte wurde dabei gegenwärtig und vermengte sich mit dem Alltag, spannte dabei den Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Gasthaus und Literaturhaus sowie Lokalität der Begegnung und Ruheort des kreativen Schöpfens.